hr-iNFO Büchercheck: Das Prinzip von Jérôme Ferrari:

hr-iNFO Büchercheck: Das Prinzip von Jérôme Ferrari:

28.05.2015

Hier Physik, dort Literatur. Auf den ersten Blick scheinen die beiden Gebiete nicht sehr viel miteinander zu tun zu haben, möglicherweise aber doch mehr, als wir denken. Das jedenfalls legt der neue Roman des preisgekrönten französischen Schriftstellers Jérôme Ferrari nahe. Er heißt: „Das Prinzip“. hr-iNFO Büchercheckerin Tanja Küchle hat den Roman gelesen.

Worum geht es?
Es handelt von Werner Heisenberg, dem Quantenphysiker, der 1927 das Prinzip der Unschärferelation verkündet, und welche enormen Auswirkungen diese Entdeckung auf die Welt hatte. Die fatalste ist der Abwurf der ersten Atombombe 1945 durch die Amerikaner auf Hiroshima und Nagasaki. Der Roman schildert, wie Werner Heisenberg einst als junger Student beginnt, wie er seine große, bahnbrechende Entdeckung macht und wie er in der Folge damit umgeht.

Wie ist es geschrieben?
Der Roman „Das Prinzip“ ist selbst eine Versuchsanordnung. Die vier Kapitel sind überschrieben mit den physikalischen Kategorien Position, Geschwindigkeit, Energie und Zeit. Doch der Roman ist auch sehr persönlich. Es scheint, als würden wir einen intimen Brief an Heisenberg lesen. Der Schreiber, der Erzähler ist ein junger Mann, der in den 80er und 90er Jahren selbst Physik studiert. Er versucht, die Motive und Gedanken dieser großen historischen Figur Werner Heisenberg nachzuvollziehen.
Niemals zweifeln sie an ihrer eigenen Wichtigkeit. Sie wollten verstehen, Gott für einen Augenblick über die Schulter zu schauen. Die Schönheit ihres Vorhabens schien ihnen die höchste überhaupt vorstellbare. Sie waren dort angelangt, wo die Sprache an ihre Grenzen gerät. Sie hatten einen derart fremden Bereich erkundet, dass man ihn nur mittels Metaphern fassen kann oder aber mit der Abstraktion eines mathematischen Ausdrucks, der im Grunde selbst nur eine Metapher ist. Sie sollten unablässig neu entdecken, was es bedeutet, zu verstehen. Das Wissen, was sie verehrten, hat dazu gedient, eine derart mächtige Waffe zu entwickeln, dass diese keine Waffe mehr ist, sondern eine heilige Figur der Apokalypse.

Wie gefällt es?
Wie schön Physik sein kann oder vielmehr das Denken, das dahinter steckt! Treffsicher spürt Jérôme Ferrari das Schöne im Denken von Werner Heisenberg auf. Und er macht nachvollziehbar, welcher Faszination der Wissenschaftler erlag. Mich hat der Roman fasziniert und gleichzeitig hat er mir einen kalten Schauer über den Rücken gejagt!

19,95 € inkl. MwSt.
innerhalb Deutschlands versandkostenfrei
gebundenes Buch, 133 S.
Sprache: Deutsch
Secession Verlag für Literatur GmbH
ISBN: 9783905951653